Innere Ruhe finden
Veröffentlicht von waltergrafik am
Innere Ruhe finden
Eine Auszeit im
Kloster Disentis
genießen
Das Kloster Disentis in Graubünden lädt dazu ein, bei einer Auszeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und zur inneren Ruhe zu kommen.
Die Wirkung ist erstaunlich. Eben noch schwirrten mir tausend Gedanken durch den Sinn, machte ich mir Notizen auf meiner To-Do-Liste im Kopf, dachte an anstehende Telefonate und Meetings zu Wochenbeginn… Kaum fällt das schwere Holzportal hinter mir ins Schloss, ändert sich die Atmosphäre und mit ihr langsam meine Stimmung. Vor mir ein breiter hoher Gang, große ausgetretene Steine am Boden, luftig geschwungene Gewölbe, weiße Wände. Ich atme durch. Rechts von mir entdecke ich den Kloster-Shop, in dem ein Benediktinermönch bereits die Gäste erwartet.
Entscheidend ist der Geist, der an einem Ort spürbar wird, an dem seit Jahrhunderten nach denselben Regeln gelebt und gewirkt wird.
Über breite Treppen und weite Flure geht es zu den Zimmern im Kloster Disentis. Auch diese – viel Raum, lichtes Fichtenholz, helle Farben, die dicken Mauern öffnen sich zu einer großzügigen Fensternische mit grandiosem Ausblick. Ich schaue hinaus, sehe rote Ziegeldächer, Bäume, Felder und ein Bergpanorama, so schön als wäre es gemalt. Das Gefühl, in eine andere Welt eingetaucht zu sein, wird stärker. Und meine Termine und dringenden Aufgaben sind plötzlich weit entfernt und unwirklich. Ich freue mich darauf, das Kloster und die Umgebung zu entdecken – mein Auszeit-Wochenende kann beginnen!
„Wir haben den Hotelbetrieb 2017 gestartet“, erzählt Bruder Martin, „sehr viele Gäste kommen zu uns, um sich zurückzuziehen und in die Ruhe zu kommen.“ Einer von ihnen ist Hanspeter Gschwend, der einmal im Jahr für eine Woche ins Kloster Disentis kommt. „Was ich für kurze Zeit suche und finde, ist der schützende Ort, der geregelte Ablauf des Tages und die Befreiung von allen Pflichten und Verrichtungen, die zum Alltag in der Welt draußen gehören“, so der Schweizer Schriftsteller und Radiojournalist in einem Beitrag in dem vom Kloster Disentis herausgegebenen Band 1.400 Jahre Stabilitas in Progressu.
Heute haben die Klöster den Auftrag, Menschen, die auf der Sinnsuche sind, Türen zu öffnen und Antworten auf ihre Fragen zu finden.
Kraftort Kloster
Angebote für ein Abschalten vom Alltag, für Entschleunigung und Digital Detox gibt es viele, doch Klöster bieten noch eine entscheidende Dimension mehr. Nicht nur dem Körper wird hier eine Pause gegönnt, sondern vor allem auch der Seele und dem Geist. Das beginnt bereits bei der Ausstattung der Zimmer, die durch ihre Einfachheit und Schlichtheit beruhigend auf das Gemüt wirken. Die breiten Gänge, der großzügige Raum strahlen Ruhe aus, die dicken Mauern der Gebäude, die seit Jahrhunderten an Ort und Stelle stehen, sorgen für Geborgenheit. Ein TV-Gerät sucht man in den Zimmern vergebens und das WLAN wird von 23 Uhr bis 6 Uhr morgens ausgeschaltet, um Ablenkung zu vermeiden. Das sind die äußeren Faktoren, die automatisch dazu beitragen, runterzufahren. Doch entscheidend ist auch der Geist, der an einem Ort spürbar wird, an dem seit Jahrhunderten nach denselben Regeln gelebt und gewirkt wird.
Bei der Begegnung mit den Brüdern fällt vor allem ihre beneidenswerte
innere Ruhe auf. Sie strahlen Verständnis, Wissen und Harmonie aus. Generationen von Mönchen haben die Klöster geprägt, es scheint, als würde der Rhythmus ihrer Gebete aus den Gewölben als Echo widerhallen. Das macht sie zu Kraftorten, an denen man sich wohl- und von Ballast befreit fühlt. Die Abgeschiedenheit und die besondere Atmosphäre sorgen dafür, dass ständige Störungen, Stress und Druck wegfallen, als würde eine Hülle gesprengt werden. Und plötzlich entdeckt man das Darunterliegende wieder – sich selbst mit seinen Wünschen und Bedürfnissen, die Mitmenschen, die Natur, vielleicht auch die Lösung eines Problems – was auch immer individuell für jede und jeden das wirklich Wichtige ist.
„Schon Benedikt schreibt in seiner Regel, dass wir Gäste empfangen sollen wie Christus selber“, erläutert Abt Vigeli, der dem Kloster Disentis seit elf Jahren vorsteht. „Wir wollen diese Menschen aber nicht nur bewirten, sondern ihnen einen Einblick in unseren Alltag gewähren. Heute haben die Klöster den Auftrag, Menschen, die auf der Sinnsuche sind, Türen zu öffnen und Antworten auf ihre Fragen zu finden. Das bedeutet benediktinische Gastfreundschaft.“
BUCH-TIPP
KLOSTERWEIHNACHT
Ende 2022 ist das Buch Klosterweihnacht beim Verlag Herder erschienen. Darin erzählen Nonnen und Mönche aus verschiedenen Klöstern, wie sie die Weihnachtszeit erleben. Für das Kloster Disentis wirkten der im vergangenen Jahr verstorbene Bruder Magnus Bosshard und Bruder Laurentius Sauterel mit. Bruder Magnus, ein preisgekrönter Grafiker und Werber, beschreibt darin die Entstehung und Umsetzung einer Weihnachtskarte für die Benediktinerabtei und wie er Erinnerungen an seine Zeit als Schüler in Disentis in das Weihnachtsbild miteinfließen ließ. Der Beitrag von Bruder Laurentius beschäftigt sich mit der Bedeutung des Weihnachtsfestes in der Volksfrömmigkeit und mit seiner Darstellung im Kunsthandwerk, das im Klostermuseum zu sehen ist. Der stimmungsvoll bebilderte Band wird mit Liedern, Gedichten und Rezepten abgerundet.
BENEDIKT FÜR MANAGER
1.400 Jahre Beständigkeit, kombiniert mit Impulsen für die Gesellschaft von heute zeichnet das Kloster Disentis aus und ist sicher ein Grund dafür, dass sich
so viele Gäste eine Auszeit in der Benediktinerabtei gönnen. Neben dem Klosterhotel und dem Kloster auf Zeit bieten die Mönche von Disentis auch Workshops für Führungskräfte und Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung an. Bei der Führungsretraite werden Unternehmen im Spiegel der Benediktsregel betrachtet. „Die Regel, nach der wir leben, ist seit nahezu 1.500 Jahren in der Praxis erprobt“, so Bruder Martin. „Sie ist sehr reichhaltig, gerade auch für Manager, denn sie gibt viele Hinweise zum Miteinander in der Gemeinschaft, zu den Potentialen des Einzelnen, den eigenen Werten und zu Führungsprinzipien. Wenn der Abt erläutert, wie ihn die Benediktsregel anhält, das Kloster zu führen, ergeben sich sehr schnell Anknüpfungspunkte.“