Abenteuer Restaurierung - Klösterreich
 

Abenteuer Restaurierung

Veröffentlicht von waltergrafik am

Abenteuer Restaurierung – spannende Entdeckungen im Klösterreich

Ob Chor­her­ren­stift, Bene­dik­ti­ner- oder Zis­ter­zi­en­ser-Klos­ter – die Brüder und Schwes­tern der Klös­ter­reich-Mit­glie­der leben in beein­dru­cken­den his­to­ri­schen Gebäu­den von erstaun­li­cher Grö­ße. Ein Erbe der Ver­gan­gen­heit, das auch viel Ver­ant­wor­tung und finan­zi­el­len Auf­wand mit sich bringt, denn die groß­ar­ti­gen Bau­wer­ke müssen stän­dig reno­viert und instand­ge­setzt wer­den, um ihre Erhal­tung zu gewährleisten.

„Wenn man hin­ten fer­tig ist, kann man vor­ne wie­der von Neu­em begin­nen“, erläu­tert Pater Mar­kus Rau­cheg­ger, der im Stift Hei­li­gen­kreuz als Haupt­öko­nom für die Finan­zen zustän­dig ist und dort jedes Vor­ha­ben zuerst danach beur­teilt, ob es drin­gend not­wen­dig, eine mög­li­che Opti­on oder über­flüs­sig ist. Oft­mals ist ein schnel­les Han­deln uner­läss­lich. Das war bei­spiels­wei­se vor eini­gen Jah­ren im Klos­ter Disen­tis der Fall, als plötz­lich Tei­le der Süd­fas­sa­de der Kir­che her­ab­brö­ckel­ten und ein Gerüst zur Siche­rung auf­ge­stellt wer­den muss­te. Um die Restau­rie­rungs­kos­ten von 16 Mio. Fran­ken zu stem­men, star­te­ten die Bene­dik­ti­ner des Schwei­zer Klos­ters eine Fund­rai­sing-Akti­on. Nach einer vier­jäh­ri­gen Sanie­rung erstrahlt die Klos­ter­kir­che nun wie­der in ihrem alten Glanz. Das Groß­pro­jekt der Ret­tung des baro­cken Juwels wur­de in dem 272 Sei­ten star­ken Bild­band „Die wei­ße Arche“ anschau­lich doku­men­tiert. Restau­ra­to­ren, Denk­mal­pfle­ger und Archi­tek­ten erzäh­len dar­in von den Her­aus­for­de­run­gen, denen sie sich gegen­über­sa­hen und ihren Lösungsansätzen.
Da die Stif­te auf eine lan­ge Geschich­te zurück­bli­cken kön­nen, kom­men manch­mal bei einer Restau­rie­rung auch ver­bor­ge­ne Schät­ze ans Licht. So ent­deck­te man im ober­ös­ter­rei­chi­schen Stift Lam­bach einen roma­ni­schen Fres­ken­zy­klus aus dem 11. Jahr­hun­dert, der dank sei­ner Qua­li­tät und guten Erhal­tung heu­te zu den bedeu­tends­ten Kunst­wer­ken Euro­pas zählt. Gäs­te, die eine Füh­rung durch das Bene­dik­ti­ner­klos­ter machen, kom­men in den Genuss die­ser kul­tur­his­to­ri­schen Sen­sa­ti­on und kön­nen in die Bild­spra­che die­ser zahl­rei­chen far­ben­präch­ti­gen Gemäl­de ein­tau­chen, die noch im ori­gi­nal­ge­treu­en Zustand sind.
Eine sehr span­nen­de Ent­de­ckung mach­te man auch zu Beginn die­ses Jahr­tau­sends in Nie­der­ös­ter­reich. Als tie­fe Ris­se im Gewöl­be im Stift Alten­burg saniert wer­den soll­ten, kamen uralte Mau­ern, Res­te eines goti­schen Turms und stei­ner­ne Mönchs­zel­len zum Vor­schein – Tei­le der mit­tel­al­ter­li­chen Klos­ter­an­la­ge, auf der man einst den baro­cken Bau errich­te­te. Nach­dem Archäo­lo­gen das „Klos­ter unter dem Klos­ter“ vor­sich­tig frei­leg­ten, kann es heu­te in einer moder­nen und preis­ge­krön­ten Aus­stel­lung besich­tigt wer­den. Der Besuch in der fas­zi­nie­ren­den Unter­welt ist eine ein­ma­li­ge Gele­gen­heit, mehr über das Leben im Klos­ter im Mit­tel­al­ter zu erfahren.
Haut­nah in Berüh­rung mit dem The­ma Restau­rie­rung kom­men Gäs­te der­zeit im Stift Melk. Die welt­be­rühm­te Biblio­thek des Bene­dik­ti­ner­klos­ters, die Teil des UNESCO Welt­erbes ist und 100.000 Bän­de fasst, wird in einem Groß­pro­jekt bis 2032 restau­riert und das bei lau­fen­dem Betrieb, sie bleibt sowohl für For­schungs­zwe­cke als auch für Besich­ti­gun­gen geöff­net. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, dass der gro­ße und der klei­ne Schau­raum, die bei den Füh­run­gen gezeigt wer­den, die kom­plet­te Zeit über durch­gän­gig offen­blei­ben“, betont Ber­na­dette Kalt­eis vom Biblio­theks­team. Bei bis zu 5.000 Gäs­ten täg­lich bedeu­tet das eine enor­me Pla­nung und Orga­ni­sa­ti­on. Tau­sen­de Bücher wer­den pha­sen­wei­se in Aus­weich­quar­tie­re im Stift, die ein mög­lichst ähn­li­ches Raum­kli­ma wie die Stifts­bi­blio­thek auf­wei­sen, gebracht. „Der Mehr­auf­wand ist auch ein Mehr­wert“, so die Biblio­the­ka­rin, „wir kön­nen gleich­zei­tig die Voll­stän­dig­keit unse­rer Samm­lung kon­trol­lie­ren, mög­li­che Hand­schrif­ten­frag­men­te, die sich in den Dru­cken ver­ste­cken, fin­den, und die Bücher rei­ni­gen und auf even­tu­el­le Schä­den überprüfen.“
Um das bedeu­ten­de Kul­tur­gut mit sei­nen Schät­zen für die Zukunft zu erhal­ten, wer­den in der Stifts­bi­blio­thek vor allem die Böden, Wän­de, Decken, Fens­ter und Türen nach und nach instand­ge­setzt, wich­ti­ge The­men sind auch der Brand­schutz, das Flucht­we­ge­kon­zept, die Ver­bes­se­rung des Raum­kli­mas und das Licht. Die Fas­sa­de des Biblio­theks­trak­tes wird eben­falls saniert. Neben der Live-Restau­rie­rung, die die Gäs­te vor und hin­ter den Kulis­sen erle­ben, gibt eine aktu­el­le Aus­stel­lung im Stift Melk einen Ein­blick, wie das Alter, das Wet­ter und wei­te­re Fak­to­ren den Mate­ria­li­en, die in einem Klos­ter ver­baut sind, zuset­zen. „In gro­ßen Vitri­nen kann man bei­spiels­wei­se Tür­be­schlä­ge aus Metall, Holz­bal­ken oder Sta­tu­en aus Stein sehen, an denen der Zahn der Zeit genagt hat“, erzählt Ber­na­dette Kalt­eis. „Ein his­to­ri­sches Gebäu­de wie das Stift Melk ist nur durch kon­se­quen­te Arbeit und stän­di­ge Inves­ti­tio­nen in Schuss zu hal­ten. Seit 40 Jah­ren löst hier eine Restau­rie­rungs­pha­se die nächs­te ab. Die Aus­stel­lung zeigt die­ses Gesche­hen sehr anschau­lich.“ Bewah­ren und behut­sam an die Bedürf­nis­se von heu­te anpas­sen – bei­spiels­wei­se mit bar­rie­re­frei­en Zugän­gen – zwi­schen die­sen Eck­punk­ten bewegt man sich dabei.
So wie die Gebäu­de zei­gen auch his­to­ri­sche Doku­men­te Gebrauchs­spu­ren und Ver­än­de­run­gen. Die Gäs­te der Aus­stel­lung kön­nen das her­vor­ra­gend an einem Buch aus der Mel­ker Stifts­bi­blio­thek erle­ben: „Das Kräu­ter­buch von Hie­ro­ny­mus Bock aus dem Jahr 1556 löst immer wie­der Erstau­nen aus“, so Ber­na­dette Kalt­eis. „An der Aus­ga­be mit hand­ko­lo­rier­ten Illus­tra­tio­nen kann man viel erken­nen. Bei­spiels­wei­se eini­ge Ein­tra­gun­gen der ver­schie­de­nen Besit­zer, die das Buch auch rege nutz­ten, Blü­ten ein­leg­ten oder ihre Gedan­ken und Erkennt­nis­se dar­in notier­ten. Man sieht zudem frü­he­re eher unge­schick­te Ver­su­che, Sei­ten zu restau­rie­ren. Der Band ist ein wun­der­schö­nes Buch, das aber auch noch vol­ler Rät­sel steckt.“ Wäh­rend der Öff­nungs­zei­ten des Klos­ters haben Besu­che­rin­nen und Besu­cher die Mög­lich­keit, die Restau­rie­rung des Kräu­ter­bu­ches in einer Video­do­ku­men­ta­ti­on im Rah­men der Aus­stel­lung „Leben und Restau­rie­ren“ im Stift Melk mit­zu­er­le­ben. Wei­te­re Infos zu den Stif­ten und Orden von Klös­ter­reich unter www.kloesterreich.com.

Über Klösterreich:

Klös­ter­reich wur­de als Ver­ein zur För­de­rung der kul­tu­rel­len und tou­ris­ti­schen Akti­vi­tä­ten der Klös­ter, Orden und Stif­te vor mehr als 20 Jah­ren gegrün­det. Heu­te zählt der Zusam­men­schluss nahe­zu 30 Mit­glie­der in Öster­reich, Deutsch­land, der Schweiz, Ungarn und Tsche­chi­en. Sie alle öff­nen ihre Türen für Gäs­te und haben ein viel­fäl­ti­ges kul­tu­rel­les und tou­ris­ti­sches Ange­bot. Die­ses reicht von Aus­stel­lun­gen und Kon­zer­ten über Füh­run­gen bis zu mehr­tä­gi­gen Kur­sen, Aus­zei­ten vom All­tag und Urlaub im Klos­ter. Dabei sind die Stif­te und Orden von Klös­ter­reich für jeden offen – ob christ­lich geprägt oder ohne Glau­ben, ob Mit­glied einer ande­ren Reli­gi­ons­ge­mein­schaft oder nicht getauft. In den Gäs­te­zim­mern kön­nen Män­ner und Frau­en gemein­sam über­nach­ten – mit oder ohne Ehe­ring. Prä­si­den­tin und Obfrau von Klös­ter­reich ist Gene­ral­obe­rin Schwes­ter M. Michae­la Pfeif­fer-Vogl, die Geschäfts­füh­rung hat Manu­el Lam­pe inne. Wei­te­re Infos unter www.kloesterreich.com.

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Fachkenntnis und Fingerspitzengefühl sind beim Restaurieren wesentlich. © Stift Altenburg

Jahrhunderte verborgen: im Stift Lambach entdeckte man romanische Fresken, die nahezu 1.000 Jahre alt sind. © Hörtenhuber

Bis 2032 wird die Bibliothek im Stift Melk restauriert. Bibliothekarin Mag. Bernadette Kalteis und ihr Team kümmern sich um die Bücher. © Brigitte Kobler-Pimiskern

Kategorien: Presse